Am Wochenende immer alleine - ist das normal?
Hallo,
wie oben beschrieben habe ich das Problem, dass ich fast keine richtigen Freunde habe und ich deswegen - gerade am Wochenende - sehr oft alleine bin. Ich habe nur einen Freund (den ich als meinen besten Freund bezeichnen würde) hier im Studienort, mit dem ich mich regelmäßig treffe. Oft fährt er am Wochenende jedoch nach Hause (wie viele meiner Kommilitonen). Wenn wir nichts am Samstagabend unternommen haben, hatte ich sonst niemanden, mit dem ich was machen konnte. Bisher habe ich am WE fast immer was für die Uni gemacht (ging in die Bib, damit ich wenigstens Menschen um mich habe) und mich am Abend einfach zu Hause ausgeruht.
Jetzt muss ich noch die Bachelorarbeit machen (danach gehe ich für den Master ins Ausland) und es stehen leere Wochenenden bevor, in denen ich befürchte, nichts mit anderen unternehmen zu können. War im Praktikum auch so, ein halbes Jahr lang. Ich hab zwar ein paar Praktikanten aus dem Stammtisch (oberflächlich) kennengelernt, da ich aber während des Praktikums in einer anderen Stadt (bei meinen Eltern) als die Firma wohnte und deswegen auch ziemlich selten zum Stammtisch ging, war es schwer, am Wochenende was zu unternehmen. Hockte deshalb die meiste Zeit zu Hause rum oder ging irgendwo mit meinen Eltern essen (alte Freunde studieren alle woanders).
Ich studiere an einer Massenuni (dazu noch Massenstudiengang mit >1000 Leuten) in einer mittelgroßen, typischen Studentenstadt (600 km von meinem Wohnort entfernt), und bin gerade im 7. Semester. Vorlesungen/Übungen habe ich nahezu nie besucht, weil ich mich darin nicht konzentrieren kann und ich zu Hause/in der Bibliothek viel schneller mit dem Stoff durch bin. Ich war insgesamt 1,5 Jahre lang HiWi, ein Jahr Nachhilfelehrer für einen Schüler, ein halbes Jahr ehrenamtlich in einem deutschlandweit aktiven Verein (und deshalb ein weiteres halbes Jahr im selben Verein, aber an einem anderen Ort, da ich wegen meinem Praktikum dieses halbe Jahr woanders wohnen musste), im Debattierclub und ein halbes Jahr im Praktikum bei einer DAX-30. Dazu noch zwei Unternehmens-Events besucht und zwei zweitägige Auswahlseminare für Stipendien. Einen einzigen, richtigen Freund habe ich kennengelernt (während meines HiWi-Jobs in der Lehre), ansonsten habe ich nur oberflächliche "Kontakte".
Ich habe oft nachgedacht, woran es liegen könnte: ich bin ein eher introvertierter Mensch (d. h. führe eher tiefsinnige, lange Gespräche als oberflächlichen Small-Talk, mag Partys mit lauter Musik und Tanzen überhaupt nicht) und zudem sehr ehrgeizig was Karriereziele angeht (d. h. ich habe sehr gute Noten im Studium und versuche andauernd, meinen Lebenslauf zu optimieren). Es kann sein, dass sich vor allem aufgrund letzterem Leute neben mir unwohl fühlen (ohne angeben zu wollen, hab das nur bei mir oft beobachtet, dass ich neidisch gegenüber anderen war).
Ich war in den ersten beiden Semestern in einer "clique", hab mich aber von denen distanziert, da ich merkte, dass sie mich irgendwie nicht dabeihaben wollten (fragte oft ob wir mal essen gehen sollen, die konnten praktisch nie, die Anfragen gingen nur von mir aus und von ihnen nur, wenn sie eine Info zum Studium brauchten). Der Grund war glaube ich, dass ich ihnen zu ehrgeizig war (sie waren alle nicht besonders gut im Studium, alles was sie taten war praktisch den ganzen Tag in der Bib zu sein und trotzdem ineffektiv zu lernen). Die passten irgendwie auch nicht zu mir um ehrlich zu sein...
Es gab eine Kommilitonin mit der ich mich gut verstanden habe und im ersten Semester zu einer Veranstaltung immer zusammen hingegangen bin. Im ersten Semester quatschten wir relativ oft über facebook miteinander und tauschten uns auch über die Studienfächer aus. Nach dem zweiten Semester war aber aus irgendeinem Grund Schluss: von alleine schrieb sie nicht mehr, ich fragte sie zwei- oder dreimal ob wir mal ein Eis essen gehen wollen und immer konnte sie nicht. Da habe ich es aufgegeben...
Mit einer anderen Kommilitonin, die ich im zweiten Semester kennenlernte, verstand ich mich auch ganz gut. Wir trafen uns zwar nicht so oft, vielleicht dreimal pro Semester (sie musste oft nebenbei arbeiten und verbrachte viel Zeit mit ihrer Familie), aber dafür waren die treffen sehr interessant, wir redeten über tiefsinnige Themen und lange. Vor etwa einem Jahr haben wir uns aber gestritten (der Streit ging von mir aus), und haben deshalb keinen Kontakt mehr.
Bei einem Assessment-Center vor ca. 9 Monaten habe ich jemanden kennengelernt, mit dem ich ab und an per Whats-App geschrieben habe (nichts Wildes, nur gefragt ob wir uns mal treffen könnten) und ihn auch in seiner Stadt (war 2 h von der Stadt, wo ich während meinem Praktikum wohnte, entfernt) einmal besucht habe vor ca. einem Monat (er war oft am Wochenende weg, Februar bis März hatte er Klausurphase und ich hatte bis Januar sehr viel Uni-Bewerbungskram für Auslandsmaster im Kopf, deswegen hatte ich am Wochenende oft was zu tun). Obwohl wir uns nicht so gut kannten war es aber ein wunderbarer Tag mit ihm und er hat mir gesagt dass er auch mich mal besuchen will. Da scheint sich also ein etwas näherer Kontakt zu ergeben (obwohl es eher schwierig wird, wir wohnen ca. 700 km entfernt und ich verlasse im August Deutschand Richtung USA).
Ist das normal, die allermeiste Zeit im Studium alleine zu verbringen (auch am Wochenende)? Wie ist es bei euch so im Studium gewesen? Ich habe nicht nur Angst vor der Einsamkeit, sondern auch über meine Karriere (viele sagen ja, dass Kontakte alles sind und dass die sich nicht immer im beruflichen Kontext ergeben, ich habe Sorgen, dass das ein Indiz dafür ist, dass ich nicht erfolgreich werde in meiner Karriere)... Ich muss zugeben, dass ich echt neidisch bin auf Leute, die so viele Menschen kennen, dass sie immer was unternehmen können. Ich wünschte ich hätte auch diese Gabe, Menschen anzuziehen und extrovertierter zu sein, und somit immer was unternehmen zu können mit anderen Menschen...
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